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04.04.2023 | News Hebammen | Nachrichten

Warum Frühchen so anfällig für Infektionen sind

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Je früher ein Baby geboren wird, desto höher ist sein Risiko für lebensgefährliche Komplikationen wie Infektionen. Forschende haben nun einen Mechanismus aufgedeckt, der das Immunsystem von Frühgeborenen hemmt.

Jedes Jahr kommen in Deutschland Tausende Babys zu früh auf die Welt und müssen sich oft monatelang ins Leben kämpfen. Ein Grund dafür ist das deutlich erhöhte Risiko für Infektionen, die innerhalb kürzester Zeit zum Tod führen können. Das Team um den Physiologen und ehemaligen Kinderarzt Prof. Markus Sperandio von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hat nun eine mögliche Ursache für die erhöhte Infektionsanfälligkeit herausgefunden: In sich entwickelnden Frühchen ist ein Signalweg gehemmt, der das Immunsystem stimuliert.

Unreife Immunzellen

Bereits in früheren Studien konnten die Forschenden zeigen, dass wichtige Zellen des angeborenen Immunsystems – die zu den weißen Blutkörperchen gehörenden Neutrophilen – im Fetus und auch bei Neugeborenen nicht wie bei Erwachsenen funktionieren. Welche Mechanismen hinter dieser Unreife stecken, wurde nun in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Frauenklinik am Universitätsklinikum der LMU untersucht. In einer Transkriptomanalyse hat Sperandio die Genaktivität der Neutrophilen im Nabelschnurblut von früh- und reifgeborenen Babys mit dem erwachsenen Pendant verglichen. „Im Vergleich zu Erwachsenen sind sowohl bei früh- als auch bei reif geborenen Neugeborenen viele Gene in den Neutrophilen hochreguliert, die die Entzündungsreaktion dämpfen. Dadurch sind die Zellen wie abgeschaltet“, erklärt der Forscher. Während dies wohl an sich sinnvoll ist, um eine normale Entwicklung des Fötus im Mutterleib zu garantieren, führt die Blockade von Entzündungen bei Frühgeborenen außerhalb des Uterus zu Problemen bei der Immunabwehr.

Weiterhin unberührtes Forschungsfeld

Inwieweit diese neuen Erkenntnisse in Zukunft einen Ansatzpunkt für neue therapeutische Optionen bilden, bleibt jedoch abzuwarten. Das liegt unter anderem daran, dass es erst wenige Erfahrungen auf diesem Forschungsgebiet gibt. Zumindest will ein neuer Verbund der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hier Abhilfe schaffen: Im Rahmen des Sonderforschungsbereiches „Perinatal Development of Immune Cell Topology“ (PILOT) wollen Wissenschaftler*innen, zu denen auch Sperandio zählt, erforschen, welche Mechanismen für die Entwicklung des Immunsystems vor und rund um die Geburt entscheidend sind.

lmu-klinikum.de

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